Geomonitoring von Streuobstwiesen: erfolgreicher Projektabschluss
Modernste Technik zum Schutz der Kulturlandschaften
Seit Juli 2018 sind in regelmäßigen Abständen einzelne Forschungsdrohnen über die Streuobstwiesen der Gemeinde Bad Schönborn geflogen. So konnte mittels Foto- und Multispektralaufnahmen der Drohnen ein rund 500 Hektar umfassendes Areal mit ungefähr zehn Hektar Streuobstwiesen aufgenommen, analysiert und ausgewertet werden. Dank neuer Geotechnologien war es den Forschenden der Geographie an der Hochschule Heidelberg möglich, den Pflegebedarf zu erkennen und entsprechende Empfehlungen für die Streuobstwiesenbestände zu entwickeln. Mit diesen auf den Gesundheitszustand des Streuobstwiesenbestandes abgestimmten Maßnahmen kann die Vielfalt des Obstbestands und somit der Lebensraum heimischer Tiere langfristig geschützt werden.
Ergebnisse zu den Gesundheitszuständen der Obstbäume
Die abschließenden Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen folgendes Bild: Bei etwa 20 Prozent des Bestands wurde dringender Pflegebedarf ermittelt, bei rund der Hälfte wenig Bedarf und bei 28 Prozent kein Bedarf. Zu den Baumarten der untersuchten Streuobstwiesen gehören zu zwei Dritteln Apfelbäume, gefolgt von Birnen-, Walnuss-, Pflaumen-, Zwetschgen- und Kirschbäumen. Dank der vorgenommenen Klassifizierung und Analyse der Gesundheitszustände der Bäume soll nun in erster Linie durch regelmäßigen Baumschnitt die richtige Pflege zur Anwendung kommen. Dies verspricht weitreichende Effekte: Langfristig wird eine Verbesserung der Vitalität der Bäume zur Biodiversität der Fläche und damit zum Erhalt des Lebensraums heimischer Tiere und Insekten beitragen.
Pflege dank Baumpatenschaften
Alle Einwohnenden der Region Bad Schönborn sind nun zum Mitmachen angehalten: Über eine eigens für das Forschungsprojekt entwickelte Plattform können Einwohnende Patenschaften für Obstbäume übernehmen. Dank dieser Aktivierungsmaßnahme, welche auf einem webbasierten Geoinformationssystem (kurz WebGIS) basiert, sehen Pat_innen, wo ihre Bäume stehen und welche Pflege diese benötigen. So trägt die Vermittlung von Patenschaften zum Erhalt der Streuobstbestände bei.
Rüdiger Recknagel, Geschäftsführer der Audi Stiftung für Umwelt, unterstreicht den umfassenden Ansatz des Projekts: „Unsere Stiftungsarbeit verknüpft den Einsatz moderner Technologien mit dem Umweltschutzgedanken. Dieses Projekt kombiniert wissenschaftliches Know-how mit Aufklärungsarbeit, Umweltbildung und individuellem Engagement. Die Menschen, die hier leben, erhalten einen Wissenszuwachs durch aktive Beteiligung und einen persönlichen Gewinn durch das Ernten der Früchte der Bäume, für die sie sich als Paten engagieren. Es schafft so ein nachhaltiges Bewusstsein für Lebensraumerhaltung und Artenvielfalt.“
Projektleiter Alexander Siegmund, Professor für Physische Geographie und Leiter des Projektteams an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ergänzt: „Für uns ist das Streuobstprojekt ein Modellvorhaben, bei dem sich die Potenziale moderner Geotechnologie für den Erhalt und die Vermittlung dieser einzigartigen Kulturlandschaft ideal verbinden lassen. Als UNESCO-Lehrstuhl für Erdbeobachtung und Geokommunikation konnten wir hier unsere große Erfahrung in Umweltforschung und Nachhaltigkeitskommunikation bestens einbringen.“