Hightech-Bienenstock – Smart HOBOS
Die Honigbiene: Sie ist nicht nur Sympathieträger und Mitarbeiter in der Honigfabrik, sondern hat auch eine wichtige Schlüsselfunktion im terrestrischen Ökosystem. Sie ist unverzichtbar für die Nahrungsmittelproduktion und damit das drittwichtigste Nutztier für den Menschen.
Das Projekt zur Forschung gegen das Bienensterben
HOBOS („HOneyBee Online Studies“), ein interaktives Forschungsprojekt, das von dem Würzburger Bienenforscher Prof. Dr. Jürgen Tautz 2006 initiiert wurde, war von 2015 bis zum Projektabschluss im November 2018 ein erfolgreiches Förderprojekt der Audi Stiftung für Umwelt. Der Kern des Forschungsprojektes waren lebende Bienenvölker, die mit den Möglichkeiten der technisierten, digitalen Welt vielfältig überwacht, untersucht und beobachtet werden konnten. Die gesammelten Daten und Bilder wurden auf eine Plattform übertragen, wo sie öffentlich für Lehr- und Forschungstätigkeiten zur Verfügung stehen.
Automatisierungstechnik zur Beobachtung des Bienenvolks
Im Rahmen der Kooperation zwischen dem HOBOS Team und der Audi Stiftung für Umwelt wurde 2016 der Hightech-Bienenstock Smart HOBOS entwickelt und aufgestellt. Der Bienenstock bestand aus einem freigebauten Bienennest und einem 360 °C schwenkbaren Roboterarm, der mit Infrarot- und Wärmebildkameras, sowie zahlreichen weiteren Messsonden ausgestattet wurde. Die Unterbringung der Bienenstation erfolgte in einem speziell für das Projekt entwickelten Holzhaus auf dem Audi Werksgelände in Münchsmünster.
Selbstständig geteilter Bienenschwarm als Datenlieferant
Bei den rund 20.000 Bienen in dem Hightech Bienenstock auf dem Audi-Werksgelände handelte es sich um einen natürlich abgehenden Bienenschwarm, der durch selbstständige Teilung aus einem bereits bestehenden Bienenvolk hervorgegangen war. Die Bienen konnten durch die einzigartige Konzipierung des Bienenstocks ungestört und in Dunkelheit ihr Nest bauen.
Live-Daten stehen als Open Source zur Verfügung
Die besonderen Projektbedingungen hatten auch für die Bienenforscher den großen Vorteil, das Verhalten des Bienenvolks in einem ungestörten, realitätsnahen Umfeld zu untersuchen. Neben den bisherigen Beobachtungen wurden der Einzug des neuen Bienenschwarms und der natürliche Wabenbau beobachtet und dokumentiert – ohne die Bienen zu stören. Die Live-Übertragung der Daten ins Internet („open source“) erlaubte es nicht nur Wissenschaftlern vor Ort, sondern Interessierten weltweit auf dieses „Internet-Labor“ zuzugreifen. Die so erfassten Daten und Videos stellen ein wissenschaftliches Novum dar.
Die Projektziele von Smart HOBOS
- Erhalt und Veröffentlichung von weltweit einmaligen Messdaten durch nahezu störungsfreie Untersuchung eines frei bauenden Honigbienenvolkes.
- Beitrag zum Artenschutz durch Analyse von Gesundheitsparametern der Bienen und Entwicklung neuer Behandlungsmethoden gegen Parasiten.
- Angebot einer weltweit verfügbaren Internet-Plattform für forschungsnahes Lernen.
Die Erkenntnisse und Ergebnisse von Smart HOBOS
Nachdem das Projekt im November 2018 erfolgreich abgeschlossen wurde, lassen sich die bisherigen Erkenntnisse festhalten:
- Einblicke in den Tag-Nacht-Rhythmus des Bienenvolkes (hinsichtlich Temperatur, Volumenveränderung, Schlafverhalten)
- Energieeffizienz durch „Intervallheizung“ des Bienenvolks im Winter
- Reaktionen des Bienenvolks auf eine übliche chemische Bekämpfung der Varroa-Milbe
- Weltweit große Nutzergemeinde (Big Data Analyse durch Universitäten, Schulen, Forschungsgruppen)
Die erhobenen Daten und Informationen werden weiterhin analysiert und sobald neue Ergebnisse vorliegen, werden diese hier und auf www.hobos.de veröffentlicht.
Die vielfältigen Erkenntnisse aus dem Projekt Smart HOBOS bilden die Basis für das Folgeprojekt we4bee, das gefördert von der Audi Stiftung für Umwelt im Dezember 2018 gestartet ist.