Kurzfilmpreis-Verleihung beim NaturVision Filmfestival
Das Ziel: Die Schönheit der Natur auf die Leinwand bringen
Gemeinsam mit dem NaturVision Filmfestival schreibt die Audi Stiftung für Umwelt einen Kurzfilmpreis aus. Die Schönheit der Natur auf die große Leinwand bringen, die Verletzlichkeit unserer Welt zeigen, Umweltbildung vermitteln und von neuen, hoffungsvollen Lösungsansätzen für Umweltprobleme wie den Klimawandel oder mangelnde Biodiversität berichten – all das möchte und schafft das NaturVision Filmfestival. NaturVision ist eines der herausragenden Natur- und Umweltfilmfestivals in Europa und begeistert seit 2002 Besucher mit seinem vielfältigen Programm und Regie auf höchstem Niveau.
Jährlich wechselndes Motto in der Kurzfilmkategorie
Beim Wettbewerb des Filmfestivals werden jedes Jahr herausragende Werke in mehr als zehn Filmpreiskategorien prämiert, darunter der Nachhaltigkeitspreis, der Kinderfilmpreis, der Kamerapreis, der Sonderpreis sowie der Publikumspreis. Seit 2018 gibt es beim NaturVision Filmfestival auch eine Wettbewerbskategorie für Kurzfilme, die sich aktuellen Umweltfragen widmet. Das Thema des NaturVision Kurzfilm-Preises wird jedes Jahr neu festgelegt. Für 2024 lautet es „Wasser & Leben“.
Die Gewinnerfilme
2023 teilten sich zwei beeindruckende Filme mit sehr unterschiedlicher Thematik den Kurzfilmpreis.
In „Sirens“ zeigt die Regisseurin Ilaria Di Carlo Kohlekraftwerke in Deutschland in den vergangenen Jahren der Energieerzeugung. Der Film, der ausschließlich aus Hubschraubern heraus gedreht wurde, dokumentiert den extremen Eingriff des Menschen in die Natur. Dabei kommt er ohne die Darstellung von Menschen aus und verzichtet bewusst auf den Einsatz von Sprache. Dies verstärkt den apokalyptischen Effekt und das bedrohliche Gefühl angesichts der Zerstörung der Natur.
Ebenso fasziniert war die Jury von „Wrought“. Der Film von Joel Penner und Anna Sigrithur dokumentiert die Zerfallsprozesse, wenn Mikroorganismen an unseren Abfallprodukten ihre Arbeit tun und durch diese Transformation Neues entsteht. Die ansprechende Bildästhetik zeigt mittels Zeitraffer die Schönheit der mikrobiologischen Veränderungsprozesse. Die Poetik des Textes sowie der musikalischen Untermalung machen den Film zu einer wissenschaftlichen wie künstlerischen Dokumentation, die die Frage nach dem Wert von Dingen und dem Entwicklungspotential von Veränderung stellt.
© NaturVision / My Neighbour is a Bear
In dem Kurzfilm „My Neighbour is a Bear“ steht Sabrina, eine Bewohnerin des Dorfes Villalago im Apennin, im Mittelpunkt. Bären inmitten ihrer Heimatregion sind für sie nichts Ungewöhnliches. Seit gut 20 Jahren dokumentiert sie das Leben dieser Wildtiere, die immer wieder im Bergdorf vorbeikommen. Konflikte? Weit gefehlt. Es ist ein nachbarschaftliches Verhältnis, bei dem sich die Dorfbewohner_innen um die Tiere sorgen und Sabrina bei ihrer Arbeit unterstützen.
Die Jury überzeugten Authentizität, leichte Erzählweise und Witz dieses Films. Er kommt ohne klassischen Erzähler aus – für Naturfilme eine ungewöhnliche Wahl. Auch aus diesem Grund entschied sich die Jury für „My Neighbour is a Bear” von Mattia Cialoni.
Der Film von Christian Lawes zeigt das komplexe und faszinierende Leben des Siedelwebers – einer der interessantesten Vögel im Süden Afrikas. Er baut die größten Nester der Welt, sie umhüllen die südafrikanischen Akazienbäume. In diesem komplexen Nestsystem leben mehrere Generationen dieser Spezies, die sowohl internen Konflikten als auch äußeren Bedrohungen standhalten muss.
„Those in Grass Houses“ vermittelt laut Jury dramatische und humorvolle Einblicke in die Kolonie und eine klare Botschaft: Gemeinsam ist man stark! Dabei besticht die filmische Gestaltung durch ihre gewaltigen, in Cinemascope gedrehten Bilder und eine pointierte Musik, so die Jurybegründung.
Der Film „Traces“ des belgischen Regisseurs Sébastian Pins aus dem Jahr 2019 erzählt die Geschichte eines Holzfällers tief in den Ardennen, der mit seinem Pferd im Wechsel der Jahreszeiten seiner Arbeit nachgeht.
Über den Jahresverlauf zeigt er aus dem Blickwinkel eines jungen Mädchens, wie der alte Mann sich um einen Kiefernwald kümmert und mit seinem Pferd gefällte Bäume aus Winkeln transportiert, die Maschinen nicht erreichen können. So vermeidet er, dass gesunde Kiefern gefällt werden müssen, um Transportwege zu schaffen und schont damit den Teil des Waldes.
Der Kurzfilm zeigt die heutige Jugend als treibende Kraft bei der Bewahrung der Wälder und feiert die Symbiose von Mensch, Tier und Wald.
Das Motto des NaturVision Kurzfilmwettbewerbs im Jahr 2019 war „Kreislauf statt Kollaps – die Natur macht’s vor“, denn die Natur kennt keinen Abfall. Alles ist Teil eines andauernden Kreislaufs.
Der Gewinner in dieser Kategorie ist „Unravel“ von Meghna Gupta, die uns mit nach Indien nimmt, wo ein großer Teil der Kleidung landet, die in den westlichen Industrieländern entsorgt wurden. Der Film erzählt die Geschichte von Arbeiterinnen in einer Textilfabrik, die diese Kleidung sortieren und für das Recycling vorbereiten. Bei ihrer Arbeit konstruieren sie ein Bild des Westens, das, inspiriert durch die Kleidungsstücke, in ihrer Fantasie entsteht. Sie malen sich aus, wie das Leben der Leute in den reichen Ländern, aus denen die ausrangierten Kleider kommen, wohl aussehen mag und träumen davon, in diese Länder zu reisen. Meghna Gupta regt mit ihrer Reportage zum Nachdenken über absurde westliche Konsumgewohnheiten wie Fast Fashion an. Die Dokumentarfilmregisseurin hat für ihre Arbeit bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
Zum Kurzfilmwettbewerb 2018, unter dem Motto „Die (Un-) Endlichkeit des Plastiks“, haben die Filmschaffenden eine Vielzahl von spannenden und anregenden Filmen eingereicht, die sich mit der Thematik und der Problematik von Plastik und der Umwelt auseinandergesetzt haben.
Gewinner der Kurzfilmkategorie im Jahr 2018 war der Niederländer Dave Hakkens mit seinem Film „Precious Plastic – The Story Behind“. Der Film begleitet Dave Hakkens bei der Entwicklung seines Projekts „Precious Plastic“, das 2013 im Rahmen seiner Abschlussarbeit an der Design Academy Eindhoven begann. Angefangen bei der Idee, über die ersten Versuche eine Recyclingmaschine zu bauen und die Auswahl des passenden Plastiks, bis hin zu vielen nachgebauten Maschinen und der Entstehung unterschiedlichster Recycling Produkte. Das eigentliche Ziel bestand darin, auf die weltweite Plastikverschmutzung aufmerksam zu machen und eine Maschine zu entwickeln, mit der jeder überall Plastik recyceln kann. Mittlerweile besteht die „Precious Plastic- Community“ aus Hunderten von Menschen, die das Projekt unterstützen und /oder eine Recycling-Maschine nach Dave Hakkens Anleitung gebaut haben und Gebrauchsgegenstände und Kunst aus dem Recyclingplastik herstellen. Andere Nominierte der Kurzfilmkategorie im Jahr 2018 waren unter anderem Thomas Frick mit „Die Beerdigung“, Anna Brass mit „Rio im Müll“ und Andreas Tanner mit „It’s a Plastic World“.